Eine „vernünftige“ Auswanderung (2002)

Margit Naarmann, Dr. phil., Studium der Geschichte, Theologie und Philosophie. Noch vor Beginn der öffentlichen Erinnerungskultur befand such die Autorin in Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen Geschichte, die dann ihren Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen zur jüdischen Lokal- und Regionalgeschichte gefunden hat. Diese Arbeit wurde über Jahrzehnte ehrenamtlich von ihr geleistet. Sie starb 2016.
Die Stadt Paderborn verdankt Margit Naarmann die Aufarbeitung der gesamten jüdischen Stadtgeschichte. Margit Naarmanns weltweite Spurensuche nach den ehemaligen Paderborner jüdischen Familien und die Frage nach ihrem Schicksal brachte viele Überlebenden wieder in Kontakt zu ihrer früheren Heimatstadt Paderborn. Die Geschichte der Familie Grünebaum ist das Ergebnis dieser Forschungsarbeit – ein Beispiel für die allmähliche Integration der jüdischen Mitbürger, die zunehmende jüdische Ausgrenzung in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts und den Zivilisationsbruch, die Verfolgung, Entrechtung und Vertreibung der Familie. Die Quasi-Enteignung im Zuge der Arisierung wurde in den 1950er-Jahren durch die Wiedergutmachung nur unzureichend ausgeglichen.